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Auf dem Weg zum attraktiven Arbeitgeber – Chancen für die Versicherungswirtschaft
19.01.2021
Versicherer erscheinen als Arbeitgeber auf den ersten Blick wenig attraktiv und reizvoll. Ohne Frage hat die Versicherungsbranche ein eher angestaubtes Image. Andere Branchen sind in Sachen Employer Branding, Personalmarketing oder Digitalisierung den Versicherern noch voraus, betont Mirko Schüssler, Leiter Recruiting Außendienst bei den DEVK Versicherungen. Ihnen gelingt es besser ihre Unternehmen emotional aufzuladen und somit eine Identifikation zu ermöglichen.
Doch auch bei Versicherern sind bereits positive Entwicklungen zu erkennen, was angemessen nach außen getragen, das Image verbessern könnte. In unserem Interview gibt der Recruiting-Experte Mirko Schüssler spannende Einblicke und betont, dass Versicherer eine Menge zu bieten haben.
AMC: Woran liegt es, dass Versicherungen eher selten als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen werden – oder täuschen wir uns da?
Mirko Schüssler: Wenn wir über attraktive Arbeitgeber sprechen, dann kommen einem Marken wie BMW, Audi, Microsoft, Google, Apple und Co. in den Sinn. Ein Job in der Versicherungswirtschaft erscheint da oftmals zunächst weniger attraktiv und reizvoll.
Laut der Branchenstudie „Talents for Insurance 2019“ sehen Kandidaten*innen als Schwäche der Versicherungsbranche u.a. die fehlende emotionale Aufladung und Identifikation. Ziel sollte es also sein, für die Branche und die einzelnen Versicherer eine emotionale Aufladung der Marke zu kreieren. Dies sollte online als auch offline gleichermaßen geschehen.
Ich persönlich kann dem Image so nicht zustimmen. Die letzten Jahre hat sich auch in der Versicherungswirtschaft einiges getan. Unternehmen wie Allianz, AXA oder eben auch die DEVK schreiten voran, was das Thema Digitalisierung oder andere Arbeitsformen angeht.
Die Studie brachte auch einige positive Aspekte zum Vorschein. Als Stärken der Versicherungsbranche werden das Gehalt (54%), die Arbeitsplatzsicherheit (50%) und die Work-Life Balance (46%) genannt. Auch die Zukunftssicherheit wird als besonderer Vorzug der Branche wahrgenommen.
Schaffen wir es jetzt, die zahlreichen positiven Aspekte und Entwicklungen authentisch und transparent nach innen und außen zu transportieren, können wir auch Zielgruppen erreichen, die die Versicherungswirtschaft heute vielleicht noch nicht auf dem Schirm haben.
AMC: Welche Themen werden Ihres Erachtens von Versicherungen im Recruiting unterschätzt?
Mirko Schüssler: Die Themen Recruiting und Employer Branding sowie deren Verzahnung werden oftmals (losgelöst von der Branche) unterschätzt oder gar komplett außer acht gelassen. Was ich damit meine: Mitarbeiter sind das höchste Gut eines Unternehmens. Die Wichtigkeit, die richtigen Mitarbeite*innen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben, spielt eine immens wichtige Rolle.
Exemplarisch möchte ich zwei Themenfelder hervorheben:
1) „Social Media Recruiting“
Wurde Social Media Recruiting vor ein paar Jahren noch belächelt, ist diese Teildisziplin innerhalb des Recruitings nicht mehr wegzudenken. Seit Jahren beobachten wir den Trend, dass sich Recruiting Aktivitäten (Recruiting Kampagnen, Videocontent, etc.) verstärkt online abspielen. Gute Recruiter sind heute Allrounder und nutzen sämtliche Social-Media-Kanäle für ihre Kandidatensuche. Galt gestern noch das „Post & Pray Prinzip“ (zu Deutsch „Aufschalten und Beten“), sind Recruiter heute Business Partner, Active Sourcer und Markenbotschafter in einer Person. Nutzen wir also die zahlreichen Möglichkeiten und die damit einhergehenden Reichweiten, um potentielle Kandidaten auf uns als Unternehmen und die Versicherungswirtschaft allgemein aufmerksam zu machen.
2) „Markenbotschafter“
Sie sind der oftmals unterschätzte Hebel innerhalb des Recruitings und Employer Brandings. Vor allem bestehende bzw. zukünftige neue Mitarbeit*innen sind potentielle Botschafter ihres Unternehmens. So einfach und schön das klingt, desto ernüchternder sieht die Realität aus. Mitarbeitende treten oftmals noch zu wenig als Botschafter*innen Ihres Unternehmens auf. Das Potential, welches hier liegen gelassen wird, ist enorm. Ob wir uns für ein Produkt oder für einen potentiellen Arbeitgeber entscheiden, wir vertrauen bei der Entscheidungsfindung oftmals Menschen (Freunde, Bekannte, Kollegen) bzw. holen uns deren Rat ein. Warum nutzen wir dieses Potential also nicht, um unser Unternehmen und die damit verbundenen Werte nach innen und außen zu transportieren?
Es ist ein Einfaches (online wie offline) seinen Arbeitgeber positiv zu positionieren. In Form von Postings, Videos, Insta-Takeovers u.v.m. können wir ein authentisches und nahbares Bild (nach innen und außen) tragen. Es tut doch nicht weh, mal über ein erfolgreiches Projekt, ein aktuelles Jobangebot oder allgemein über seine Erfahrungen bei seinem Arbeitgeber zu berichten. Die Wirkung ist wiederum immens und zahlt am Ende des Tages auf die Arbeitgebermarke ein. Selbstverständlich sollte so etwas immer intrinsisch motiviert geschehen, da Authentizität dabei der Schlüssel zum Erfolg ist. Hier denke ich, haben wir in der Versicherungsbranche per se noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen.
AMC: Mit Blick auf das Arbeitgebererlebnis: Was erwarten interessante Kandidat*innen von einem modernen Versicherer?
Mirko Schüssler: Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Stepstone zeigt die wichtigsten „Erfolgsfaktoren im Recruiting“ auf. Dazu zählen eine gute Arbeitsatmosphäre, flexible Arbeitszeitmodelle, Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten oder ein attraktives Gehalt.
Diese Antworten sind zunächst keine Neuigkeit, da sie bei diversen Erhebungen oftmals auf den vorderen Rängen landen. Was bedeuten diese Themen jedoch für einen modernen Versicherer? Zunächst nicht viel mehr als für jede andere Branche auch. Wollen wir als moderner und attraktiver Arbeitgeber (Versicherer) wahrgenommen werden, müssen wir die eigenen Stärken transparenter ausspielen.
Potenzielle Kandidat*innen wollen, bevor sie sich für einen Arbeitgeber entscheiden, einen Blick hinter die Kulissen werfen. Dafür müssen sich Versicherungen öffnen und authentische und transparente Einblicke gewähren: Welche Menschen arbeiten für das Unternehmen? Welche Unternehmenskultur nehme ich von außen wahr? Wie kann ich mich innerhalb des Unternehmens weiterentwickeln? Wenn diese Themen nicht vorzufinden sind oder ein verzerrtes Bild vermittelt wird, schaffen wir es nicht Mitarbeiter*innen langfristig ans Unternehmen zu binden.
Und hier die gute Nachricht: Wir als Versicherer können in vielerlei Hinsicht punkten und haben vielen anderen Branchen einiges voraus: Wir bei der DEVK bieten u.a. einen sicheren Arbeitsplatz, eine angenehme Arbeitsatmosphäre, flexible Arbeitszeitmodelle, diverse Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten und großzügige Sozial- und Sonderleistungen. Als konkrete Maßnahmen haben wir z.B. unsere Home-Office Regelungen großzügig ausgeweitet, sodass viele Kollegen*innen bereits ortsunabhängig arbeiten können. Außerdem können unsere Mitarbeiter*innen aus über 600 Selbstlernkursen und Webinaren auswählen und entscheiden, in welchem Themenfeld sie sich weiterbilden und qualifizieren möchten. Das sorgt dafür, dass sie ihr fachliches wie persönliches Know-how aktiv erweitern und innerhalb des Unternehmens kontinuierlich wachsen.
Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Faktor, ist die Tatsache, dass wir unsere Prozesse und Systeme mehr und mehr digitalisieren und sich dadurch für unsere Kunden*innen und Mitarbeiter*innen gleichermaßen neue Möglichkeiten eröffnen. Wenn es uns nun gelingt diese Themen nach innen und vor allem auch nach außen zu transportieren, dann schaffen wir es auch als attraktive und moderne Branche wahrgenommen zu werden. Dies bedarf letztlich jedoch einer Kraftanstrengung der gesamten Branche.
AMC: Warum sind Markenbotschafter so wichtig, und wie gelingt es Ihnen Mitarbeitende als Markenbotschafter zu gewinnen?
Mirko Schüssler: Wer mich kennt weiß, welchen Stellenwert ich dem Thema Markenbotschafter zuschreibe. Mitarbeitende sind in vielerlei Hinsicht die Erfolgsgaranten eines Unternehmens. Gute und loyale Mitarbeiter*innen leisten einen immens wichtigen Beitrag zum Unternehmenserfolg und prägen die Unternehmenskultur nachhaltig. Oftmals wird der Begriff „Markenbotschafter“ unterschätzt. Soll heißen, dass viele Unternehmen das Thema nicht auf dem Schirm haben oder eben nur rudimentär.
Wir bei der DEVK haben das Potential erkannt und wollen unsere Mitarbeitenden sukzessive in den Prozess einbinden und ermutigen, aktiv zu werden. Wir haben zum Beispiel unsere Recruiter im Außendienst und bereits einige Regionaldirektionen diesbezüglich geschult. Ziel war es Potentiale aufzuzeigen und diese anhand von praktischen Beispielen näher zu bringen. Es ist schön zu sehen, wie schnell die Kolleg*innen das Thema proaktiv aufgenommen haben und aktuell bespielen. Egal, ob es sich um Kundenbesuche, Vorstellungsgespräche, Jubiläen, Firmenevents oder Jobangebote handelt. Wir spielen diese und weitere Themen im Außendienst mehr und mehr und erzielen dadurch erste Erfolge (proaktiver Austausch mit Interessenten*innen, Bewerbungen und erste Einstellungen sind das Ergebnis).
Durch die authentischen, ehrlichen und offenen Einblicke öffnen wir uns und geben Interessent*innen spannende Einblicke in die Welt der DEVK. Erstes Fazit: Durchweg alle Kolleg*innen berichten über positive Nebeneffekte im Bereich Rekrutierung und nutzen diesen Kanal als weitere Möglichkeit, um die Arbeitgebermarke DEVK zu stärken und potentiellen Mitarbeitern*innen näher zu bringen. Weitere Schulungen und Workshops zum Thema „Markenbotschafter“ sind in der Planung und werden 2021 durchgeführt.
AMC: Wohin entwickelt sich die Versicherungsbranche? Welches Bild haben Sie für das Recruiting vor Augen, wenn Sie fünf Jahre in die Zukunft blicken?
Mirko Schüssler: Die Versicherungsbranche im Ganzen entwickelt sich rasant weiter. Themen wie Digitalisierung, Innovation und Transformation spielen dabei eine zentrale Rolle. Die digitale Transformation ist selbstverständlich auch in der Versicherungswirtschaft im vollen Gang und erste Fortschritte/Erfolge sind bereits zu verzeichnen. Jedoch haben wir – was die technische Umsetzung und die Anbindung neuer Services angeht – teilweise große und kleine Hürden und Herausforderungen zu meistern. Viele neue Player drängen auf den Markt und die gesteigerten Erwartungen unserer Kunden, neue Technologien sowie demografische Veränderungen beschleunigen diese Entwicklungen auch in der Versicherungswirtschaft.
Die Versicherungsbranche muss daher ihre Prozesse agiler gestalten, um auf Veränderungen schneller und passgenauer reagieren zu können. Ein schönes Beispiel von Veränderungsbereitschaft hat die Corona Krise mit sich gebracht. Haben wir vorher unsere Kunden und Bewerber fast ausschließlich vis-a-vis betreut, mussten wir unsere Prozesse teilweise komplett digitalisieren. Innerhalb kürzester Zeit haben wir die Videoberatung erfolgreich eingeführt und konnten für unsere Kunden da sein und Bewerbungsgespräche komplett online durchführen. Diese und weitere Themen werden uns zukünftig verstärkt vor Probleme und Herausforderungen stellen, für die wir vielleicht schon Morgen eine Antwort parat haben müssen.
Ähnlich verhält es sich für unsere Recruitingprozesse. Soll heißen, dass wir uns auch hier zukunftssicher aufstellen müssen. Konnten Recruiter*innen vor ein paar Jahren noch aus den Vollen schöpfen und stapelweise Bewerbungsunterlagen sichten, hat sich das Blatt radikal gewendet. Heute bewerben sich Recruiter beim Bewerber, nicht mehr umgekehrt. Heute sprechen wir viel mehr von Job-Performance-Marketing-Kampagnen und adressieren unsere Angebote und Botschaften viel adressatengerechter und zielgenauer. Statt auf Bewerbungen bzw. Bewerber zu warten, gehen wir heute in die aktive Ansprache von Kandidat*innen (Active Sourcing, Talent-Plattformen, usw.).
Zukünftig werden Themen wie „Agiles Recruiting“, „Künstliche Intelligenz“, „Automatisierung“, „Chatbots“ und vieles mehr auch in der Versicherungsbranche Einzug halten. In vielen, hoch technologisierten Unternehmen sind diese Themen bereits Wirklichkeit und liefern wichtige Informationen und Auswertungen für sämtliche Recruiting-Aktivitäten. In fünf Jahren wird es so sein, dass die genannten Begriffe immer mehr an Selbstverständlichkeit gewinnen und das Recruiting sichtlich prägen.
Wenn ich einen Wunsch äußern dürfte: Lassen Sie uns am Ende des Tages die Menschen nicht vergessen. Mitarbeiter*innen prägen ein Unternehmen, geben dem Unternehmen eine Identität und entscheiden am Ende oftmals, wie ein Unternehmen nach innen und außen wahrgenommen wird. Die Ausrichtung eines erfolgreichen Recruiting-Ansatzes berücksichtigt daher immer beide Seiten – nämlich die technischen Fortschritte und die Menschen, die immer im Fokus all unserer Aktivitäten stehen sollten.
Mirko Schüssler ist Head of Recruiting bei DEVK Versicherungen.
linkedin.com/mirko-schuessler
Kontakt: AMC Finanzmarkt GmbH, Désirée Schubert, schubert@amc-forum.de, 0176-60878244.
Für Fragen stehen wir gerne zur Verfügung. Fachbeiträge senden wir auf Anfrage gerne zu.
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AMC Finanzmarkt GmbH
Désirée Schubert
PR Managerin und ESG-Expertin
Tel.: 0176-6087 8244
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Infos zur Person
Direktkontakt
Desirée Schubert, MBA sustainability Management an der Universität Lüneburg & Studium der Germanistik und Erziehungswissenschaften an der Universität zu Köln. Senior Consultant, PR-Managerin und Ansprechpartnerin des AMC zu Nachhaltigkeit (CSR).
Für den AMC u.a. als Studienleiterin ("Die Assekuranz im Internet", "Verständlichkeit in der Assekuranz", "Nachhaltigkeit in der Assekuranz") und als Fachautorin tätig.
Seit 2015 Netwerkpartner mit eigener Company, der Fährmann Unternehmensberatung GmbH
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DEVK Allgemeine Versicherungs-AG
Mirko Schüssler
Leiter Recruiting Außendienst
Riehler Str. 190
50735 Köln
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