Über den nächsten Schritt im digitalen Versicherungsgeschäft

08.09.2020

Oliver Huber

Ein Interview mit Oliver Huber, Senior Salesmanager, CCS

Combined Computer Services C.C.S. B.V. (www.ccs.nl/de/, kurz CCS) bietet innovative Softwarelösungen, die die Kunden von CCS fit für die Zukunft machen sollen. Was heißt das konkret? CCS ist seit kurzem Partner des AMC-Netzwerks. Grund genug für uns, genauer nachzufragen.

AMC: Herr Huber, welche Themen werden Ihres Erachtens von Versicherungen generell über- oder gar unterschätzt?

Compliance. In der Finanzwelt gehört Compliance zu den meist unterschätzten Komponenten. Das obligatorische Häkchen für die Annahme wird seit Jahren als "nicht wichtig" oder "langweilig" stiefkindlich behandelt. Heutzutage sind Regulierungsbehörden viel strenger, und der Druck seine Konformität zu zeigen, steigt. Erfahrungsgemäß zeigt sich in der Praxis häufig, dass notwendige und relevante Kundendaten nicht zentral oder korrekt gespeichert werden, sodass ein Zugriff erschwert ist. Somit haben auch Vorgesetzte kaum einen adäquaten Einblick in das vorhandene Kundenportfolio. Spätestens daran wird deutlich, dass diesem Aspekt mehr Aufmerksamkeit gebührt. Kundenerlebnis. Guten Kundenerfahrungen wird in der Regel zu wenig Beachtung geschenkt, und solche zu initiieren, gehört zu den großen Baustellen von Vermarktern. Das Aufkommen von Insurtech-Unternehmen wie Lemonade und One Insurance stellt die Versicherungswelt diesbezüglich auf den Kopf. Solche Newcomer erheben das Kundenerlebnis zur obersten Priorität und legen etablierte Bestell- und Abschlussprozesse ad acta. Dies trifft auf das große Bedürfnis von Kunden nach guten Erfahrungen mit einem Unternehmen. Deshalb erachten wir das Kundenerlebnis als Top-Priorität während eines Versicherungsabschlusses. Hier haben die etablierten Versicherer noch einen weiten Weg vor sich. Datenanalyse. Lifestyle-basierte Versicherungen erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit. Auf Seiten der Versicherer ist die Entwicklung einer profitablen Police jedoch noch extrem schwierig. Den Versicherern fehlt das Wissen, ihre aktuellen Daten bestmöglich auszunutzen. Mit Predictive Analytics bekommen sie wertvolle Informationen darüber, was sie ihren aktuellen Kunden heute und morgen anbieten können, und darüber, was ein Kunde wert ist.


AMC: Inwiefern unterscheidet sich das deutsche Versicherungsgeschäft vom niederländischen? Welche maßgeblichen Erfahrungen machen Sie? Niederländische Versicherungsgesellschaften orientieren sich stark am englischen Markt und legen ihren Fokus auf Innovation. Dabei geht der Blick über Produktinnovationen hinaus, und es wird untersucht, wie das gesamte Versicherungsgeschäft innoviert werden kann. Niederländische Versicherer gehen auch organisatorisch einen Schritt weiter als etablierte deutsche Versicherer: Agile ist Mainstream und Innovation ist Teil der täglichen Arbeit. Time-to-Market gelingt daher in den Niederlanden schneller als in Deutschland.


AMC: Wohin entwickelt sich die Versicherungsbranche hierzulande? Welches Bild haben Sie vor Augen, wenn Sie fünf Jahre in die Zukunft blicken? Die ganze Welt blickt auf das enorme Entwicklungspotenzial in Deutschland. Deutschland hinkt digital hinterher, was bei externen Anbietern aus den Niederlanden, England und Amerika eine große Erwartungshaltung weckt. Das digitale Wachstum schreitet unaufhörlich voran – und es wird sicher spannend sein zu sehen, ob und wie deutsche Versicherer hier aufholen können.


AMC: CCS bietet nach eigenen Angaben innovative Softwarelösungen für die Versicherungsindustrie. Was ist denn das Innovative an Ihren Lösungen? Die Versicherungswelt ist komplex und ihre IT-Landschaften sind bekanntlich unübersichtlich. Hier müssen die Versicherer nachlegen, wenn sie im digitalen Versicherungsgeschäft mithalten wollen. Doch alte Systeme fit zu machen, ist ein schwieriger Prozess. Wir halten eine vereinfachte "Rip-and-Replace"-Lösung, also einen „Komplettaustausch", nicht für die beste Lösung. Das liegt vor allem darin begründet, dass die aktuelle Komplexität sich nicht einfach durch ein neues System ersetzen lässt. Daher bieten wir eine versicherungsspezifische „Integration-Lösung“ an. Über unsere digitale Versicherungsplattform werden alle Daten aus internen und externen Systemen harmonisiert und gebündelt zur Verfügung gestellt. So können Versicherer nach und nach alte Systeme auslaufen lassen oder modernisieren, wodurch es ihnen möglich wird, am digitalen Versicherungsmarkt zu partizipieren. Ein klarer Vorteil liegt darin, dass die Kosten und Risiken eines solchen Projekts viel geringer sind als ein Komplettaustausch. Hinzu kommt, dass unsere digitale Versicherungsplattform softwarebasiert ist, über branchenübliche Prozesse verfügt, und all unsere Versicherungsexpertise und -erfahrung eingeflossen sind. Unsere Software kann direkt eingesetzt werden, ohne dass komplexe Konfigurationsprojekte erforderlich sind.

AMC: Was ist aus Ihrer Sicht der nächste große Schritt im digitalen Versicherungsgeschäft, der Ihre Kunden fit für die Zukunft macht? Wir sorgen dafür, dass interne Prozesse so weit wie möglich automatisiert werden, wodurch die Versicherer einen enormen operativen Vorteil erlangen. Sie sind in der Lage ihre vorhandenen Kundendaten besser zu nutzen, indem sie in Echtzeit sehen, wie sich das Portfolio entwickelt. Letztlich bekommen sie dadurch die notwendigen digitalen Möglichkeiten, ihre Kunden besser bedienen zu können. Damit stehen die Chancen für die Versicherer gut, ihr enormes Entwicklungspotenzial in Sachen Digitalisierung endlich auszuschöpfen.