AMC-Zukunftswerkstatt 2016: Innovative Geschäftsmodelle für die Branche

31.10.2016

AMC ZukunftswerkstattDie Versicherungsbranche ist vielleicht doch schneller, wandlungsfähiger und innovativer als es manchmal den Anschein hat. Zu diesem Ergebnis gelangten die Teilnehmer der AMC-Zukunftswerkstatt im September 2016. Die Welt verändert sich rasant. Ein Treiber der Veränderung ist die Digitalisierung mit ihren erheblichen Auswirkungen auf bestehende Geschäftsmodelle. In nahezu allen Branchen entstehen innovative und vor allem agile Startup-Unternehmen. In der AMC-Zukunftswerkstatt lernten die Teilnehmer Tools und Methoden kennen, die ihren Ursprung im Zentrum der globalen Gründerszene des Silicon Valley gefunden haben. Moderiert wurde die Tagung von Sven Poguntke, seit 2008 Netzwerkpartner des AMC. Während seines Studiums in den USA setzte er sich vertiefend mit Innovationsmanagement und Kreativitätstechniken auseinander. Seit Januar 2004 ist er selbständig und Autor mehrerer Veröffentlichungen zu Ideenmanagement, Verkaufsförderung und Kundenbindung. 2014 ist sein Buch „Corporate Think Tanks – Zukunftsgerichtete Denkfabriken, Innovation Labs, Kreativforen & Co.“ bei Springer Gabler erschienen (2. Auflage im Oktober 2016). Leancanvas, Personas und Radical Game waren einige der Methoden, mit denen gearbeitet wurde. Diese Methoden wurden anwendungsorientiert in Workshops ausprobiert. Versucht wurde in der AMC-Zukunftswerkstatt innovative Geschäftsmodelle und Produkte für die Branche zu entwickeln. Dies führte durchaus zu spannenden Ideen und einigen Produktskizzen. Die Veranstaltung selbst fand bei der LVM in Münster statt, die mit dem 2014 eingeweihten Büroturm „Kristall“ eine innovative Umgebung boten. Eine Folgeveranstaltung ist für 2017 bereits in Vorbereitung. Der AMC hat Sven Poguntke zur Zukunftsfähigkeit der Branche befragt. AMC: "Welche Tools und Methoden eignen sich für die Zukunftsarbeit der Assekuranz?"
Sven Poguntke (SP): Im Kreativprozess steht an erster Stelle die systematische Analyse zukünftiger Entwicklungen und Trends. Dafür eigenen sich Tools wie Future Trend Intelligence, der Trendcanvas oder die Szenario Technik. Als Prozessrahmen und übergeordnete Philosophie ist derzeit Design Thinking in aller Munde. Speziell für die Ideenfindung stehen über 100 Kreativitätstechniken bzw. Tools des Advanced Brainstorming zur Verfügung. Schließlich helfen der Business Model Canvas oder der Lean Canvas bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. AMC: Was kann die Assekuranz von der Startup-Szene lernen?
SP: Auf den Punkt gebracht: Jugendlichen Spirit, Spaß und Leidenschaft, Agilität, schnelle Entscheidungswege, Mut, Iteratives Vorgehen, Fehlerkultur und das IT-know-How der Digital Natives. AMC: Wie müssen neue Produkte und die Kommunikation der Zukunft aussehen?
SP: Ich glaube, zukünftig wird es kaum noch möglich sein, große und homogene Zielgruppen mit standardisierten Produkten und Kommunikationsbotschaften anzusprechen. Insofern verschärfen sich zahlreiche Trends, die sich schon heute in dieser Hinsicht abzeichnen. Viele Produkte und Marketingbotschaften werden individueller, digitaler und auch „einfacher“ sein. Die Zukunft wird zweifelsohne durch Technologie dominiert, beispielsweise mit Big Data, künstlicher Intelligenz, Robotik und Sensorik. Diese Entwicklungen haben großen Einfluss auf Innovationen. AMC: Was empfehlen Sie Versicherern, die ihre Geschäftsmodelle innovieren wollen?
SP: Ich habe mich in meinem Buch „Corporate Think Tanks“ mit Zukunftsforen, Innovation Center, Design Sprints und Kreativsessions beschäftigt. Es ist erstaunlich, wie viele unterschiedliche Formate Unternehmen aus den verschiedensten Branchen einsetzen, um innovativer zu werden. Das Patentrezept gibt es nicht. Verschiedene Studien und Best-Practice-Beispiele deuten allerdings darauf hin, dass sich etablierte Unternehmen mit radikalen Neuerungen sehr schwer tun. Häufig wird daher empfohlen, Innovation Labs oder Digital Innovation Center außerhalb der etablierten Unternehmensstrukturen zu gründen und mit einer interdisziplinären (und jüngeren) Mannschaft zu besetzen. Die strategische Herausforderung besteht allerdings darin, diese „Kreativzellen“ der Zukunft mit den bestehenden Unternehmensstrukturen sinnvoll zu verknüpfen. Daran scheitern derzeit noch viele Organisationen.