CSR und Nachhaltigkeit: Versicherer sind Nicht-Berichterstatter

14.05.2014

Das Update der Studie „Nachhaltigkeit in der Assekuranz“ von AMC und BetterRelations hat die Versicherungsbranche im Blick: Viele Versicherer scheinen das wichtige Thema unternehmerische Verantwortung nahezu auszublenden. Nachhaltigkeitskommunikation und -berichterstattung im Speziellen sind wahre Stiefkinder der Branche. Doch mit der Freiwilligkeit ist es ab nächstem Jahr vorbei.
Das Update der Studie zeigt: Versicherer scheinen die Wichtigkeit eines professionellen Managements von unternehmerischer Verantwortung nahezu auszublenden. Kaum eine Branche legt eine derartige Ignoranz an den Tag. Transparente Kommunikation, ein kontinuierlicher Dialog oder ein explizites Nachhaltigkeits-Managementsystem sowie fundierte CSR-Berichterstattung - bei den meisten Versicherern Fehlanzeige. Hier muss einiges auf den Weg gebracht werden bis 2015. Denn - so die gute Nachricht für wertorientierte (Versicherungs-)Kunden - ab 2015 greift die sogenannte CSR-Berichterstattungspflicht, die das EU-Parlament beschlossen hat. Damit müssen künftig alle Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter verpflichtend über "nicht-finanzielle-Aspekte" berichten - oder ihre Nicht-Berichterstattung plausibel begründen. Damit werden auch Versicherer "gezwungen", sich mit den für sie relevanten Aspekten von Nachhaltigkeit und CSR zu befassen. Die Studie von AMC und BetterRelations kommt nach eigener Umfrage und Gesprächen mit ausgewiesenen Experten aus der Branche zu dem Schluss, dass Nachhaltigkeits-Kommunikation bei Versicherern derzeit intern besser funktioniert als extern. Mit der geringen Anzahl der Versicherer, die eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen, korreliert auch die marginale Anzahl jener, die sich in der Lage sehen, umfassend über ihre Strategie, ihre Erfolge und Misserfolge zu kommunizieren. Nach einer umfassenden, transparenten CSR-Kommunikation suchten die Studienveantwortlichen meist vergebens. „Es muss deutlich gesagt werden, dass Versicherer weit weniger als Unternehmen anderer Branchen eine qualitativ wie quantitativ ausgeprägte Nachhaltigkeitsberichterstattung betreiben", so Studienleiterin Désirée Schubert (AMC). Oder anders gesagt: Versicherer gehören eher zu den Nicht-Berichterstattern in Sachen Nachhaltigkeit (vgl. auch IÖW/future 2012). Riccardo Wagner (BetterRelations) ergänzt dazu: „Versicherer sind derzeit kaum auf den wachsenden Druck der Kunden, Öffentlichkeit und Politik vorbereitet. Jetzt zeichnet sich endgültig ab, dass eine Form der Berichtspflicht kommen wird. Bestehende Organisationen und Verbände - darunter auch der GDV - sollten ihre unzureichende Unterstützung und Rahmenbedingungen für den branchenweiten Austausch überdenken.“ Von der Nicht-Berichterstattung zur sinnvollen Berichterstattung
Egal, ob Versicherer mit ihrer CSR-Berichterstattung neu starten werden oder sich verbessern wollen, alle sollten sich die Frage nach einer sinnvollen Berichterstattung stellen. Dabei ist die Einhaltung von Standards z.B. Global Reporting Initiative (GRI - G3 oder G4), ISO-Norm 26000 oder UN Global Compact, die Minimalvoraussetzung. Wer wirklich mit Mehrwert für seine Stakeholder berichten möchte, der wird gefordert sein, seine relevanten CSR-Aspekte und Erfolge in den richtigen Kontext zu setzen. Die beiden entscheidenden Schlagworte zur sinnvollen CSR-Berichterstattung lauten Wesentlichkeit und Kontext. Die Experten von AMC und BetterRelations werden in ihrem nächsten Update diese Aspekte mit berücksichtigen. Dazu Désirée Schubert: "Wir sehen die Verbesserung der Kontext-Informationen, vorrangig die Faktoren Materialität, also Wesentlichkeit, und der Blick in die Liefer/Dienstleistungskette als wichtige Voraussetzung für sinnvolle Nachhaltigkeitsberichte. Hier müssen Unternehmen derzeit noch echte Pionierarbeit leisten und auch wir arbeiten uns an das Thema heran. Hilfreich ist der Austausch mit anderen Experten und interessierten Unternehmensvertretern. Die aktive Teilnahme an der Veranstaltungsreihe* zur Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung von BSD-Consulting, unterstützt von UN Global Compact und GIZ, gibt uns derzeit wertvolle Hinweise für unsere weiteren Analysen." Mehr zur Studie: Das Studien-Update kostet 750,- Euro zzgl. MwSt. und zeigt den Status Quo der Nachhaltigkeit in der Assekuranz-Branche auf. Die Ergebnisse basieren auf einer Online-Umfrage und Interviews mit ausgewählten Experten der Branche. Daraus ableitend werden relevante Handlungsperspektiven aufgezeigt. Auch eine Erörterung zur Rolle des GDV ist Teil des Updates. Das knapp 100 Seiten starke Update gibt einen Rundumblick zum Thema unternehmerische Verantwortung in der Assekuranz. *Mehr zur Veranstaltungsreihe: Reporting 3.0 ist ein Plattformkonzept mit 3 ‘Transition Labs’ und einer zweitägigen internationalen Konferenz zur Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung . Ziel ist die weitere Konsolidierung und Vertiefung wichtiger Themen sowie die Identifizierung von Synergien zwischen den interessierten institutionellen, unternehmerischen und akademischen, sowie Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen und weiteren relevanten Anspruchsgruppen. Mehr unter: www.bsdconsulting.com/de/events/details/transition-lab-1-bridging-the-sustainability-context-gap-berlin Kontakt & Studienbestellung: AMC Finanzmarkt GmbH, Désirée Schubert, schubert@amc-forum.de, 0221 / 3985973. Für Fragen oder Fachbeiträge stehen wir gerne zur Verfügung. Die AMC Finanzmarkt GmbH betreut über 100 Partnerunternehmen im AMC-Netzwerk und bietet Beratung, Arbeitskreise, Workshops, Tagungen, Studien und Seminare für Finanzdienstleister an. BetterRelations ist eine Strategieberatung mit Schwerpunkt Werte- und Verantwortungsmanagement. Zusatz-Information: Was bedeutet unternehmerische Verantwortung?
Es geht um die Balance zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen in der Unternehmenstätigkeit. Nachhaltigkeit & unternehmerische Verantwortung werden als Sachverhalte oft zusammengenommen unter dem Begriff Corporate (Social) Responsibility oder auch Corporate Sustainabilty and Responsibility, kurz CR oder CSR. --> Die Kernfrage lautet: Wie verdient das Unternehmen sein Geld?